Neue Konzepte bei der Berufsberatung – ein Selbstversuch mit dem What’sMeBot

Heutzutage hat ja fast jeder ein Smartphone. Wie der PokémonGo-Hype im Jahr 2016 gezeigt hat, sind Jugendliche über dieses Medium sehr schnell für unterschiedlichste Dinge zu begeistern. Kein Wunder also, dass mobile Angebote in der Karriere- und Berufsberatung immer stärker im Kommen sind. In Zeiten von Fachkräftemangel, unbesetzten Ausbildungsplätzen und einem Sturm auf verschiedene begehrte Ausbildungsberufe setzt auch die Bundesagentur für Arbeit auf neue Konzepte bei der Berufsberatung. Das Ergebnis: der sogenannte What’sMeBot.

Ich habe einen Selbstversuch gestartet…

What’sMe-WAS?

Bots sind Computerprogramme, die automatisch menschliche Interaktionen im Internet nachahmen können und so gezielt Werbung oder Falschmeldungen verbreiten können. Das ist die bösartige, viel zitierte und beschriebene Variante von Bots.

Doch es gibt auch die gutartigen Bots, die zu nützlichen Zwecken eingesetzt werden können. Vor ein paar Tagen las ich also im KARRIERE SPIEGEL einen Artikel über Berufsberatung per WhatsApp und hörte zum ersten Mal vom What’sMeBot.

Wie funktioniert die WhatsApp-Berufsberatung mit dem What’sMeBot?

Das Prinzip ist ganz einfach. Man besucht die Website dasbringtmichweiter.de. Dort gibt es dann die aktuelle Nummer des What’sMeBots, die man in das Handy einspeichern muss. Per WhatsApp sendet man ein schlichtes „Hallo“ an diese Nummer und dann antwortet Julian. Dieser stellt mir acht Fragen, die ich mit Nummern oder Emojis beantworten soll. So einfach, so gut?

Hier die Impressionen meines Selbstversuchs

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Mein Eindruck

Schon beim ersten Aufrufen der Website wird klar, dass Jugendliche bzw. Schüler/innen die Zielgruppe sind. Jung, frech, dynamisch ist die Seite aufgebaut. Auch „Julian“, der mich später bei WhatsApp begrüßt – Hut auf dem Kopf, moderne Frisur, Tattoos – suggeriert eine coole, junge Atmosphäre.

Von acht Fragen, die ich beantworten soll, gibt es nur zwei direkt arbeitsbezogene Fragen:

  • Dein Traumbüro, wie sieht das aus?
  • Was wäre deine Superkraft im Job?

Der Rest der Fragen ist zielgruppenspezifisch allgemeiner gehalten und erfragt eher Reaktionen auf Situationen im aktuellen Lebens- und Schulalltag der Jugendlichen. Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten sind nachvollziehbar, ein sozial erwünschtes Antwortmuster eher nicht zu erwarten.

Am Ende erhält man eine „Typisch ich“-Profilkarte, auf der man einem von vier möglichen Berufstypen zuordnet wird:

  1. Handwerklich-technischer Typ
  2. Künstlerisch-kreativer Typ
  3. Sozial-pflegerischer Typ
  4. Kaufmännisch-verwaltender Typ

Ich werde in meinem Selbstversuch dem künstlerisch-kreativen Typ zugeordnet (gefällt mir, darin finde ich mich wieder) und erhalte am Abschluss meines WhatsApp-Chats noch einen Link für weitere Informationen und Inspiration. Hier entdecke ich ein Video eines Auszubildenden, Photos, Zitate und einige Texte. Insgesamt ist alles sehr übersichtlich aufbereitet.

Mein Fazit

Spielerisch werden Jugendliche mit der eigenen beruflichen Zukunft konfrontiert. Eine umfassende Berufsberatung darf man durch den What’sMeBot und die dazugehörigen Informationen im Internet natürlich nicht erwarten.

Eine Klassifizierung von vier Typen, die ich aus vielen arbeits- und typbezogenen Persönlichkeitstests kenne, halte ich durchaus für sinnvoll. Klar muss aber auch sein, dass dies nur eine grobe Einordnung sein kann, die nicht zu 100 % für jede/n Anwender/in stimmen muss. Etwas anderes ist bei einem Test mit lediglich acht Fragen auch nicht zu erwarten.

Ein erstes Herantasten an das Thema Berufswahl ist es allemal, daher wären für mich Schüler/innen der 8. und 9. Klasse die ideale Zielgruppe. Ich könnte mir einen gesteuerten Einsatz des What’sMeBots im Zuge der Berufsberatung im Schulunterricht vorstellen, um dann die Ergebnisse mit den Schüler/innen zu besprechen.

Kritikpunkt: Bei der Typeneinteilung spricht für jeden Berufstyp beispielhaft ein/e Jugendliche/r über die gewählte Ausbildung. Beim handwerklich-technischen Berufstyp ist dies ein junger Mann, beim sozial-pflegerischen Berufstyp eine junge Frau. Hier hätte man durchaus – analog zum Girl’s und Boy’s Day – die Geschlechterklischees bei der Gestaltung der Informationsseiten etwas aufbrechen können und sogar müssen.

5 Gedanken zu “Neue Konzepte bei der Berufsberatung – ein Selbstversuch mit dem What’sMeBot

  1. Pingback: „Karrierepfade“ – ich nehme euch mit auf (m)eine Reise | Karrierepfa.de

  2. Schön zu sehen, dass Karriereberatung für Jugendliche auch im Web 2.0 ankommt und sich damit deren Nutzungsverhalten annähert! Hatte noch nie davon gehört. Spannend! Danke für diesen knackigen, informativen Artikel.

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