Bewerber sind keine Bittsteller mehr, vielmehr buhlen seit geraumer Zeit Unternehmen um die Gunst von Bewerberinnen und Bewerbern. Candidate und Employee Experience stehen wahrlich im Vordergrund, wie auch die diesjährige Zukunft Personal in Köln gezeigt hat. Folgende Entwicklungen, Trends und Diskussionen finde ich erwähnenswert:
Immersion in Stellenanzeigen
Die durchschnittliche Verweildauer auf Stellenzeigen ist sehr kurz. Unternehmen müssen also in Erinnerung bleiben, wenn sie im Kampf um Fachkräfte und Talente die Nase vorn haben wollen, d.h.: ein Eyecatcher oder Alleinstellungsmerkmal müssen her. Unter den zahlreichen Online-Stellenbörsen (z.B. monster, indeed, StepStone, stellenanzeigen.de, jobrapido und und und) setzt zum Beispiel Jobware auf 360-Grad-Filme (z.B. Büroräume) und Virtuelle Realität in Stellenanzeigen. Damit soll eine Immersion, also ein Eintauchen in das jeweilige Unternehmen erzeugt werden. Ein was-wäre-wenn-Gefühl („Wenn ich dort arbeiten würde, hätte ich einen tollen Ausblick über die Stadt.“) und eine erste Identifikation mit einem Unternehmen sind das Ziel.
Mein Haus, mein Boot, mein Auto?
Weit gefehlt. Das Dienstrad ist der neue Dienstwagen. …und so stellen Unternehmen wie Commerzbank, BMW oder die Deutsche Bahn ihren Mitarbeiter/innen Diensträder zur Verfügung. Tendenz steigend. Immer mehr Unternehmen begeistern sich für dieses Konzept, das initial von JobRad ins Leben gerufen wurde.
Mitarbeiter werben Mitarbeiter
Das Konzept ist ja nicht neu. Unternehmen nutzen gern Empfehlungen ihrer Mitarbeiter/innen für die Besetzung vakanter Stellen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Diese Art der Rekrutierung ist weitaus preiswerter als das Schalten von Stellenanzeigen, kostet weniger Zeit und Stellenangebote werden breit gestreut. Der Anreiz für die Angestellten sind Bonusprogramme, die ihnen zu attraktiven Prämien verhelfen. Allerdings scheint die Beteiligung von Mitarbeiter/innen eher gering zu sein und manch Einer mag Vetternwirtschaft dahinter vermuten. Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind derzeit in einer Neuorientierung und Umgestaltung, hin zu eher spielerischen Ansätzen, wie zum Beispiel von Firstbird etabliert.
Initiativbewerbungen liest ja sowieso keiner?
Das stimmt nicht. Dennoch bestehen sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch auf Seite der Bewerber/innen verschiedene Irrtümer hinsichtlich Initiativbewerbungen. Nach wie vor können auch Initiativbewerbungen eine gute Methode sein, um einen Job zu finden. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen zeigen sich offen demgegenüber. Große Unternehmen hingegen nutzen Initiativbewerbungen, um sich einen Talentepool aufzubauen. Natürlich bedeutet dies Mehrarbeit für Personaler, schließlich muss mit Bewerber/innen kommuniziert werden, ggf. Absagen verschickt werden und und und.
Wie eine Befragung von 325 Personalern sowie 300 Bewerbern durch Personalwirtschaft und Institute for Competitive Recruiting zeigt, sind Branchenunterschiede bei der Offenheit für Initiativbewerbungen spürbar. Es gibt zudem großen Entwicklungsbedarf, denn Prozesse für den Umgang mit Initiativbewerbungen sind nicht klar definiert.
Was letztlich auch die Bewerber/innen merken: Sie schreiben mühevoll Bewerbungen und hören dann nie wieder etwas von dem Unternehmen. Sie landen in einem Talentepool, aber erhalten niemals Neuigkeiten aus dem Unternehmen. Der Ruf des Unternehmens leidet dadurch.
Auf einer Podiumsdiskussion zu Last oder Lust von Initiativbewerbungen zeigten sich die anwesenden Personaler durchweg offen gegenüber Initiativbewerbungen, räumten jedoch ein, dass hier noch großes Entwicklungspotential auf Unternehmensseite herrscht.
Digitalisierung und wo bleiben die Mitarbeiter?
Alles soll immer effizienter, schneller, günstiger werden. Doch wie geht es Mitarbeiter/innen mit der zunehmenden Digitalisierung? Welche Ängste haben sie bei der Arbeit 4.0? Fühlen sie sich ernst genommen? Wie werden sie ausreichend dazu befähigt, mit Technik umzugehen? Es wurde deutlich, dass sich an dieser Stelle noch mehr Zeit für die Belange der Mitarbeiter/innen genommen werden muss.
Technisierung ist nur Schall und Rauch…
…zumindest teilweise. So werden Prozesse fernab aller Technik zurück in den Büroalltag geholt: Sport am Arbeitsplatz, Meetings am Lagerfeuer.
Es wird deutlich, dass kreative Denk- und Arbeitsprozesse losgelöst sein müssen von der Technik und eine Konzentration auf die Mitarbeiter/innen und ihre Bedürfnisse erfordern.
Fazit
Der Mensch stand wirklich im Vordergrund der diesjährigen Zukunft Personal – Candidate und Employee Experience vom Feinsten!
Pingback: Virtuelle Welten im Personalmarketing – Eintauchen in neue Welten | Karrierepfa.de