2023 – ein Jahr für fachliche Selbstfürsorge und Dankbarkeit

Traditionell blicke ich in den letzten Tagen des Jahres zurück auf die vergangenen Monate und ohne lange Vorrede komme ich heute direkt zum Punkt. Auch wenn ich normalerweise die weltpolitische Lage an dieser Stelle nicht kommentiere, kann ich nicht anders, als zunächst einige persönliche Gedanken aufzuschreiben. Denn mir ist in diesem Jahr noch einmal deutlich stärker bewusst geworden, wie intensiv mein eigener Arbeitsalltag durch die Situation in der Welt beeinflusst wird.

Neben meiner freiberuflichen Arbeit mit Karrierepfade (zum Rückblick komme ich weiter unten) koordiniere ich das Pre-College + im International Office an der Hochschule Fulda. Es richtet sich an internationale junge Erwachsene aus aller Welt, die beruflich in Deutschland Fuß fassen wollen. Viele von ihnen sind freiwillig nach Deutschland gekommen, weil sie die Qualität der akademischen und beruflichen Ausbildung schätzen und sich eine Zukunft in Deutschland vorstellen können.

Jedoch kommen auch immer mehr internationale Studierende zu uns, weil in ihren Heimatländern Krieg herrscht. Sie kommen nach Deutschland, weil sie in ihren Ländern momentan keine Zukunft sehen und um ihr eigenes Leben fürchten. Sie wollen sich – vielleicht temporär oder auch langfristig – ein Leben in Deutschland aufbauen. Diese tollen jungen Menschen sind motiviert und dankbar, dass es Programme wie unseres gibt, in denen sie zumindest eine Zeitlang ein neues „zuhause“ finden und den Grundstein für ihre berufliche Zukunft legen können.

Im Sommer hatte ich eine berührende Situation mit meiner 9-jährigen Tochter. Sie kam aus der Schule und sagte zu mir: „Mama weißt du, was ich richtig schön finden würde? Wenn es keinen Krieg gäbe.“ (dann dachte sie kurz nach und ergänzte) „Aber weißt du Mama, ohne Krieg hätte ich die Hälfte meiner Klassenkameraden nicht kennengelernt und ich bin froh, dass sie jetzt meine Freunde sind.“

Im Kontakt zu den jungen Studierenden an der Hochschule Fulda spüre ich immer wieder, wie privilegiert ich doch bin. So fröhlich und ausgelassen sie teilweise sind, tragen sie in anderen Momenten ihre Sorgen, Traurigkeit und Ängste sichtbar nach außen. Ich habe wirklich großes Glück, dass ich meine Arbeit und meinen Wohnort selbst wählen kann, mich hier in Deutschland frei bewegen und frei entscheiden darf. In den vergangenen Monaten habe ich dies noch deutlich mehr zu schätzen gelernt.

Ich möchte mit meiner Arbeit einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich Menschen aus aller Welt in Deutschland willkommen fühlen und sie hier den Grundstein für ihren weiteren auch beruflichen Weg legen können.

Nach diesem persönlichen Einstieg in meinen Rückblick könnte ich nun für einen weiteren Eindruck meines aktuellen Jahres Auszüge aus meinem Text von 2019 teilen („Bewusster als je zuvor…“). Denn einige der Gedanken, die ich dort beschreibe, haben mich auch in diesem Jahr wieder beschäftigt. Aber natürlich möchte ich gern separat auf das aktuelle Jahr zurückblicken.

Wenn ich meinem Jahr 2023 einen Titel geben müsste, wäre dieser:

(Fachliche) Selbstfürsorge

Denn in den vergangenen Monaten habe ich mich intensiv weitergebildet, spannenden Vorträgen gelauscht, an erfrischenden Netzwerktreffen und inspirierenden Fachtagungen teilgenommen. Es gab viel fachlichen Input, Selbsterfahrung und intensiven Austausch.

Hier ein Überblick:

  • Januar: Mental Load – Kopf voll, Akkus leer? Wie wir Care-Arbeit und Alltagsorganisation fair-teilen können (Vortrag von Laura Fröhlich)
  • März: Ressourcenorientiertes Laufbahncoaching – Eine Einführung nach dem Zürcher Ressourcenmodell (10 Stunden Weiterbildung mit Zertifikat und Selbsterfahrung bei der Deutschen Psychologenakademie)
  • April: Impulse aus der Psychologie / Resilienz – grundlegende Konzepte und jüngste Erkenntnisse (Vortrag von Prof. Dr. Raffael Kalisch, Leibnitz-Institut für Resilienzforschung)
  • Mai: Vom Wert der Wertschätzung (Themenabend der Sektion Wirtschaftspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen)
  • Mai: Neuro-Linguistisches Programmieren / NLP-Basic (50 Stunden Weiterbildung mit Zertifikat und intensive Selbsterfahrung zertifiziert vom DVNLP)
  • Juni: Internationale Potentiale nutzen – Fachkräfte für Hessen gewinnen! Wie lassen sich Übergänge vom Studium in den Beruf gestalten (Im Workshop des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK) während der Jahresveranstaltung des ESF+ Hessen hielt ich mit meiner Kollegin Dr. Pouneh Ghaemdoust einen Vortrag zum Pre-College + an der Hochschule Fulda. Eindrücke aus der ESF+ Jahrestagung in Fulda.)
  • Juni: Zukunftswerkstatt Fachkräftesicherung: Gemeinsam für eine regionale Strategie (Austausch und gemeinsame Workshops mit Vertreter*innen vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI), aus der Stadt und dem Landkreis Fulda; Bericht auf osthessen-news)
  • Juli: Co-Secco Netzwerkevent (Neue Denkerei, Kassel)
  • November: Gute Gefühle – Psychologie live (Vortrag und Show von Dr. Leon Windscheid)
  • Dezember: Mental Wellbeing Strategies for Career Success (Experten Panel organisiert von der kanadischen Networking und Mentoring-Plattform Ten Thousand Coffees / 10KC)

Aber auch außerhalb der Arbeit ist mir Selbstfürsorge wichtig: So habe ich in diesem Jahr wieder viel gelesen, mehrmals in der Woche Pilates gemacht und zum ersten Mal seit 2010 bin ich auch wieder einen Halbmarathon gelaufen. Vorführungen meiner Töchter im Zirkus und beim Sport, in der Schule und in der Musikschule waren sehr kurzweilig und entschleunigend. Es gab Familientreffen und viel Zeit mit Freunden, Wanderungen mit einer Familiengruppe im Deutschen Alpenverein, Wochenendausflüge in Deutschland sowie zwei Flugreisen. Spaß habe ich auch an der Vereinsarbeit. Mit meinen Kolleg*innen im Kulturverein Nordshausen habe ich in diesem Jahr schöne Feste und Aktionen organisiert und zur Gemeinschaft in unserem Kasseler Stadtteil beigetragen.

Wie bereits erwähnt war es ein sehr intensives Lesejahr und mein Bücherstapel 2023 ist gut gewachsen. Fragt gern nach, wenn ihr mehr über das ein oder andere Buch wissen wollt. Es waren einige besondere Highlights dabei, unter anderem: „Salma, die syrische Köchin“, „Lessons in Chemistry“, „Maybe you should talk to someone“, „nest“ und „Before the coffee gets cold“ uvm.

Und was gibt es Neues bei Karrierepfade?

Seit 2016 bis heute durfte ich etwa 320 Personen bei ihrer Karriereplanung, ihrem Berufseinstieg und/oder der beruflichen Neuorientierung in Deutschland und im Ausland begleiten. Es macht mir unfassbar viel Freude, Menschen bedürfnisorientiert und individuell in 1:1-Formaten zu unterstützen. Auch auf zahlreiche Gruppentrainings und -coachings kann ich nunmehr zurückblicken und die ersten Termine für 2024 sind bereits geplant. Während dieser Coachings und Trainings habe ich umfangreiche Arbeitsmaterialien entwickelt, die ich in diesem Sommer in meinem Karrierepfade-Workbook (zahlreiche Übungen, Reflexionsfragen und psychologische Impulse auf 60 Seiten) zusammengefasst habe.

Außerdem habe ich mein bisheriges Workshop- und Trainingsangebot neu überarbeitet und nun folgende Themen fest im Repertoire:

  • Kickstart Karriere – 5 Schritte zur beruflichen Orientierung
    (verfügbar als Workshop, Training oder Vortrag für unterschiedliche Zielgruppen)
  • Auslandskompetenzen sammeln und international Arbeiten
    (Workshop für Studierende kurz vor dem Abschluss)
  • Als Expatpartner*in im Ausland – Chancen und Herausforderungen für Dual Career Couples
    (verfügbar als Workshop oder Vortrag)
  • Bewerbungstrainings für Berufseinstieg und/oder berufliche Neu-/Umorientierung
    (verfügbar als Training mit vielen Coachingelementen, 1:1 oder für Gruppen)

Und falls ihr lieber etwas lesen wollt, dann sind hier meine Artikel auf Karrierepfade aus 2023:

Ihr erhaltet diese Zeilen, weil ihr meinen Blog abonniert habt oder in der Vergangenheit bereits mit mir zusammengearbeitet habt. Und sicherlich kennt ihr Menschen, die ich nicht kenne, die aber meine Liebe zur Psychologie, zum Lesen oder auch das internationale Mindset teilen? Dann erzählt ihnen gern von mir – nur so kann ich Gleichgesinnte treffen und darüber freue ich mich jedes Mal sehr. Ich treffe mich übrigens auch nach wie vor immer wieder dienstags zu virtuellen Kaffees oder Tees und lade euch hierzu für 2024 herzlich ein.

Vielleicht habt ihr ja Lust, mir kurz zu antworten: Wie war euer Jahr 2023 und was beschäftigt euch zurzeit am meisten? Was hat euch fachlich, beruflich und/oder persönlich umgetrieben? Welche Überschrift würdet ihr dem Jahr aus beruflicher Sicht geben?

Ich freue mich, von euch zu hören, und sende herzliche Grüße in alle Welt, Susan

P.s.: Hier findet ihr meine Jahresrückblicke 2022, 2021, 2020, 2019, 2018, 2017 und 2016 sowie Anregungen und Reflexionsfragen für euren eigenen Rückblick:

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